Lot-Nr. 44

Hans Emmenegger

Küssnacht 1866–1940 Luzern

«Blumenstillleben (Phlox / eine Vase)»
Verso auf dem Keilrahmen die Werknummer 185 im Rechteck.
Öl a/Lwd., 65 x 46 cm

Zuschlag CHF 16'000

Kunstauktion 23.10.2021

Provenienz:
Privatbesitz Luzern; Auktion Gloggner, Luzern, 27.05.2000, Kat.-Nr. 63; Privatbesitz Innerschweiz.

Literatur:

Paul C. Gloggner nimmt das vorliegende Bild in das Inventar für das Werkverzeichnis der Ölgemälde von Hans Emmenegger auf.


Im Schaffen Emmeneggers nimmt die Gattung des Stilllebens einen zentralen Platz ein; neben Früchtedarstellungen (siehe Kat.-Nr. 42.) bilden insbesondere Blumenbilder variantenreiche Werkgruppen. Ein wiederkehrendes Motiv ist die schlanke hohe Vase mit kugelig angeordnetem Blumenstrauss.
Flammenblumen (Phlox) in zwei Sorten – rot und weiss – sind in einer beigetonigen Vase so arrangiert, dass sich grossflächige Farbzonen ergeben. Leuchtend heben sich in der Mitte die weissen Blüten ab, während das Rot der übrigen Blumen im Grün der hervorlugenden Blätter seine komplementären Akzente findet. Fein abgestuft in Weiss- und Graunuancen, bilden Hintergrund und Standfläche, ein Tischtuch mit Bügelfalten, eine durchgehend helle Folie.
Die verschattete Seite der Vase leitet über in einen kräftigen, mehrstufig sich abzeichnenden Schlagschatten, den das Bouquet sowohl auf seine Unterlage als auch auf die Rückwand wirft. Dort entfaltet sich ein malerisches Pinselspiel, als würde der «divisionistisch» belebte Farbauftrag eine Lichtbewegung evozieren wollen. Ein gleissend heller Reflex – pastos aufgetragen wie als Signum des Künstlers – ist absichtsvoll auf die Vasenwand unter die Lücke zwischen roten und weissen Blumen platziert. Emmeneggers künstlerische Recherchen zu Symmetrie und Spiegelung, Licht und Schatten, Bewegung und Wahrnehmung machen ein vermeintlich harmloses Blumenstück zu einem Bild von subtil verfremdeter, eindringlicher Präsenz, das auf einzigartige Weise die Stilmittel des schweizerischen Kolorismus mit inhaltlichen Zügen der Neuen Sachlichkeit der 1920er-Jahre verbindet.
Vgl. Literatur: Hans Emmenegger (1866-1940), Ausst.-Kat. Fondation de l'Hermitage, Lausanne, sous la direction de Sylvie Wuhrmann et Corinne Currat, Lausanne: Éditions Snoeck, 2021, S. 37, Fig. 12, Farbabb. (Hans Emmennegger, Bleuets ⎪ Kornblumen 1912, huile sur toile, 72,5 x 100 cm, Saint-Pétersbourg, The State Hermitage Museum).
Hans Emmenegger führt das vorliegende Werk im handschriftlichen Verzeichnis der Leinwände unter Nr. 185 auf.