Hans Emmenegger

Hans Emmeneggers Landschaften sind geprägt durch spezifische Motivwahl und fotografisch wirkende Ausschnitte. Dabei entwickelte er seine Waldbilder, oder besser: „Waldinterieurs“, zu einer eigenständigen Gattung, die eine umfangreiche Werkgruppe in seinem Schaffen bildet. Den Maler interessierten nicht (wie seinen berühmten Luzerner Vorgänger Robert Zünd) die botanischen Einzelheiten – Strukturen von Baumrinden oder unterschiedliches Blattwerk –, sondern die grossen Formen: wie die Stämme auf dem Boden stehen, wie sie Räume abstecken und Zwischenräume definieren, wie Lichteinfälle einerseits ihre Plastizität betonen und sie anderseits selbst Schlagschatten ins Waldesinnere werfen, wie die Bäume gewissermassen Licht und Schatten verteilen.
Im Vordergrund scheint sich, gleissend im Licht, der Waldboden zu öffnen und sein Inneres nach aussen zu kehren. Auf zwei Erderhebungen stehen je zwei Stämme, die aus dem Dunkel aufleuchten, im komplementären Kontrast von Rot und Grün. Zwischen ihnen glüht ein blauer Streifen aus der Tiefe. Ausserhalb des Bildfelds wachsende Bäume werfen konzentrische Schatten auf die Stämme, während ein paar kleine dürre Ästchen sich strahlend hell abheben.
Die kleinformatige Darstellung ist gestalterisch zwischen Emmeneggers grösseren Waldbildern und seinen rasch ausgeführten, winzigen „pochades“ (französisch für Skizzen) anzusiedeln. Entstanden ist, in ungemein spontaner „rauer“ Pinselführung und kühnen Kontrasten, ein kleines Meisterwerk, das eindrücklich die Intensität des Natureindrucks zu vermitteln vermag.