Lot-Nr. 42

Hans Emmenegger

Küssnacht 1866–1940 Luzern

«Äpfel auf grünem Stoff»
Verso auf dem Chassis handschriftliches Etikett des Künstlers Hans Emmenegger / Äpfel auf grünem Stoff / Fr. 325.
Öl a/Lwd., 26 x 34 cm

Zuschlag CHF 8'000

Kunstauktion 23.10.2021

Provenienz:
Privatsammlung Innerschweiz.

Literatur:

Paul C. Gloggner nimmt das vorliegende Bild in das Inventar für das Werkverzeichnis der Ölgemälde von Hans Emmenegger auf.


Die Stillleben Hans Emmeneggers, insbesondere seine Blumenstücke (siehe Kat.-Nr. 44.) und Früchtearrangements, überraschen durch scheinbar endlose Variationen. Meist sind es nur ein paar wenige Früchte, die wie beiläufig hingelegt wirken, tatsächlich aber sorgfältig komponiert sind. Eng zusammengerückt, liegen hier fünf Äpfel auf einem dunkelgrünen Tuch, das zugleich als Hintergrund hochgezogen ist und eine starke Kontrastfolie bildet. Ein hellgrüner Apfel (er scheint der grösste zu sein) balanciert in prekärem Gleichgewicht auf drei anderen: einer zweiten grünen, einer gelben und einer rot-gelb-grünen Frucht, wobei man sich unwillkürlich fragt, ob da hinten nicht noch eine weitere unsichtbar Halt bietet. Rechts daneben liegt, leicht vereinzelt, noch ein viel kleinerer, tiefroter Apfel.
Wenige Einzelheiten – die sichtbaren Kelche, eine geflammte Schalenpartie – definieren die Binnenformen, ansonsten beschreiben lediglich weisse Glanzlichter sowie Körper- und Schlagschatten die Oberfläche und Plastizität der Früchte. Alle sind sie absichtsvoll so platziert, dass jeweils ihre Längsachse sich «stehend» ausrichtet – mit einer Ausnahme: der aufgelegte Apfel «liegt». Die Farbgebung basiert auf dem Komplementärkontrast Rot-Grün, wobei der vorderste Apfel die Farben der anderen – Gelb, Rot, Grün – in sich vereint. Im Schlagschatten auf dem grünen Stoff scheint als Akzent auch noch die letzte der drei Grundfarben auf, ein leuchtendes Blau.
Es sind die fein kalkulierten Besonderheiten der Dreieckskomposition, das ausgeklügelte Kolorit und die zurückhaltende, dabei aber ganz präzise Malweise, die Emmeneggers «Äpfel auf grünem Stoff» eine leicht irritierende Präsenz verleihen – eine magische Sachlichkeit, wie sie in der Schweizer Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur noch Félix Vallotton erreicht hat.
Notiz zum Erhaltungszustand: Der stark beschädigte und später flächendeckend übermalte Hintergrund wurde nach einer kürzlich erfolgten Freilegung anhand noch vorhandener originaler Farbpartien rekonstruiert. Die Früchte präsentieren sich in unberührtem originalen Zustand.