Hans Emmenegger

Küssnacht 1866–1940 Luzern

«Stillleben mit Orangen und Zitronen» – 1911
Unten rechts signiert und datiert HANS EMMENEGGER 1911.
Öl a/Lwd., 27,5 × 41,5 cm

Zuschlag CHF 38'000

Kunstauktion 19.09.2015 | Lot-Nr. 87

Provenienz:
Privatbesitz Luzern.

Literatur:

Paul C. Gloggner nimmt das vorliegende Bild in das Inventar für das Werkverzeichnis der Ölgemälde von Hans Emmenegger auf.


Anders als im frühen Gemälde „Begonia Masoniana“ (Kat.-Nr. 84. dieser Auktion), wo die magische Präsenz von der Isolierung des Gegenstands im engen Bildausschnitt ausgeht, entsteht hier die für Emmeneggers Stillleben kennzeichnende, ebenso irritierende wie faszinierende Wirkung durch raffinierte Wiederholung von jeweils gleichartigen Objekten.
Drei Orangen und drei Zitronen – eine siebte Frucht darf man nur vermuten im Zwischenraum hinten links, wo sie als Auflage der kleinsten Orange dient – liegen auf einem weissen Tischtuch, das auch als Hintergrund des Arrangements aufsteigt wie eine schrundige verschneite Bergflanke. Während davor die Orangen mit zwei der Zitronen eine kompakte Gruppe sich gegenseitig überschneidender Früchte bilden, ist die dritte Zitrone nach rechts versetzt. Sie liegt da in auffälliger Vereinzelung, doch ausgerichtet in der gleichen bildparallelen Axialität wie ihre Artgenossinnen. Dieser waagrechten Orientierung antworten die kräftigen Bügelfalten im Tuch mit diagonalen räumlichen Gegenakzenten.
Als nicht minder kunst- und absichtsvoll als die Komposition des Stilllebens erweist sich seine Koloristik. Die leuchtend orangefarbenen Orangen unterscheiden sich vor allem durch ihre Grösse – die grösste Frucht befindet sich knapp rechts der Bildmitte –, die Zitronen dagegen sind in differenzierter Abstufung von strahlendem Gelb bis giftigem Grün wiedergegeben, wobei die hellste Frucht wiederum nahe der Mitte liegt. Im von rechts einfallenden Licht zeigen sich in feiner malerischer Nuancierung die Körper- und Schlagschatten, letztere auf den benachbarten Früchten bzw. auf der weissen Unterlage, die zudem auf der Lichtseite einen farbigen Widerschein in der Eigenfarbe der jeweiligen Früchte reflektiert.
Das „Stillleben mit Orangen und Zitronen“ ist ein wunderbares, bedeutendes Beispiel von Hans Emmeneggers unverkennbar eigenständiger Stilllebenmalerei, die in der Schweizer Kunst des frühen 20. Jahrhunderts lediglich im Schaffen von Félix Vallotton Gleichwertiges zur Seite hat.