Hans Erni
Luzern 1909–2015 Luzern
«Truite et pierre» – 1952/53
Unten rechts in rotem Pinsel signiert und datiert erni 53. Verso auf der Leinwand in schwarzem Stift signiert, Ortsbezeichnung und datiert erni / Lucerne / 52-53.
Tempera a/Lwd., 67 x 48 cm
Kunstauktion 22.09.2018 | Lot-Nr. 62
Provenienz:
Privatsammlung Zürich.
Vor der für Erni charakteristischen, sanft kolorierten linearen Formenkomposition schwebt eine Forelle. Ist sie tot? Oder schwimmt sie im Aquarium vor einer Bildwand im Atelier vorbei? Unterhalb des Fisches sehen wir einen abgeschliffenen Stein, der wie ein Ohr geformt ist. Dem schlichten Stillleben kann durchaus Symbolhaftigkeit zugeordnet werden: Fische sind stumme Wesen,steinerne Ohren können nicht hören. Hans Erni schuf „Forelle und Stein“ in der Zeit seiner Ächtung durch die offizielle Schweiz, als ihm wegen ‘Nähe zum Kommunismus’ öffentliche Aufträge verwehrt wurden. Seit 1948 wurde der Marxist Erni vom Schweizerischen Nachrichtendienst observiert; für die bürgerliche Schweiz war er während langer Jahre wegen Teilnahme an Friedenskongressen und Ausstellungen in Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs ‘persona non grata’. Der Bannstrahl über Hans Erni endete 1966 mit der grossen Ausstellung im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen. Hat der in den 50er Jahren somit weitgehend mundtot gemachte Künstler sich deshalb häufig Sujets aus der Natur zugewandt? Titel wie „Katze und Fisch“, „Die Scholle“, „Tote Taube“ könnten dafür sprechen, ebenso ein zweites Bild „Forelle und Stein“ mit fast identischen Massen wie das hier vorliegende Werk, nur im Querformat, auch 1953 entstanden (s. dazu den Bildband von C. J. Burckhardt, HANS ERNI, Verlag E. Scheidegger, Zürich 1964). Der Essay des Historikers und Literaten C. J. Burckhardt über die Kunst Ernis in jenen Jahren ist in Form eines Briefes an den Künstler verfasst: „Ihnen ist gesundes Saatgut erhalten geblieben; zu seiner Bewahrung, zur Aussaat, dem Schutz des Aufkeimens haben Sie stets mit strenger Sorgfalt beigetragen. Über die Natur von Erde und Stein, Wasser, Wind und Licht und Lebewesen, die sie bedingen, vom Fisch in der Kühle seines Elements bis zum Adler, der mit dem Schlag seiner Schwingen die Steine im Fels zum Rollen bringt, vor der im Dämmer schaukelnden Alge bis zur letzten Arve an der Baumgrenze haben Sie, als grosser Zeichner, blitzhaft rasch das Unverwechselbare festgehalten …“
Verso auf dem Chassis Künstleretikett: Hans Erni,
6 Hirschenplatz, Lucerne / Truite et pierre 1953 /
Tempera 48 x 67 cm P.P.
